Gottmadingen - Quartier 2020

Wettbewerb, Anerkennung, 2023

Im gewachsenen Stadtgefüge wird das im Ostteil gelegene Quartier restrukturiert. Der Ort erfordert eine städtebauliche Neuordnung, die in der Lage ist, in der Heterogenität der umgebenden Bebauung eine eigene Identität zu entwickeln. Umgeben von kleinteiligen und großformatigen Stadtbausteinen entwickelt das neue Gefüge eine differenziert eigene Sprache.

Grundlegende Idee der städtebaulichen Nachverdichtung ist die Verzahnung der neuen Bebauungsstruktur mit der in das Quartier hineinfließenden Landschaft. Die Körnung und die Höhenentwicklung der Neubauten reagiert dabei auf die städtebauliche Matrix der Umgebung. Die in Dichte und Höhe abgestufte Bebauungsstruktur fügt sich ausgewogen in das städtebauliche Umfeld ein und erzeugt einen harmonischen, meist sehr grünen Übergang zu den angrenzenden Bebauungen.

Die Verteilung der öffentlichen Plätze und Grünräume ermöglicht allen Hausgruppen ein wohnungsnahes Angebot an qualitativ hochwertigen Außenräumen und Spielplätzen für alle Generationen mit sowohl ruhigen Orten sowie Orten für eine lebendige Stadtteilgemeinschaft.

Versprünge in den Baukörpern rhythmisieren den Raum und bieten eine erlebbare Kleinteiligkeit und spannungsvolle, maßstabsgerechte Räume, grüne ruhige Wohnhöfe. Somit ergibt sich eine harmonische Integration in Stadtstruktur und Mikroklima.

Durch die Anordnung der Bewohner PKW-Stellplätze in die Tiefgarage, entsteht ein autofreies Quartier mit hoher Freiraumqualität.

Ein öffentlicher, lebendiger Platz bindet das neue Quartier an die bestehenden Nachbarquartiere an. An diesem, als Ort des Austausches sind sowohl die Kindertagesstätte, die Kindertagespflege sowie die Senioren-WGs angeordnet.

 

Die Freianlagen des neuen Wohnquartiers bilden parkartige Grünflächen und schaffen, gemeinsam mit der Architektur, ein übergreifendes und charakteristisches Gestaltungskonzept. Ziel der Freianlagen ist es, ein attraktives Wohnumfeld zu schaffen, welches ein vielseitiges Nutzungsangebot bietet und gleichzeitig soziale, klimatische wie ökologische Ansätze berücksichtigt.  Der parkartige Freiraum geht mit extensiven Grünflächen ein spannungsvolles Wechselspiel zwischen privaten Gartenbereichen, nutzbarer Rasenfläche und Naturerleben sowie zwischen aktionsgeladenen und kontemplativen Orten ein. Vereinzelt weiten sich die Freiflächen zu grünen Gartenhöfen auf in denen Gemeinschaftsflächen und Spielflächen für alle Generationen angeboten werden. In die extensiv gepflegte Wiesenfläche werden Rasenspiel- und Liegeinseln gemäht.

Im Süden entsteht ein Quartiersplatz mit Solitärbäumen, Grüninsel und Spielflächen. Auf einem abgesenkten Platzbereich, der Stauvolumen für Regenwasser bereithält, entsteht ein einfaches Wasserspiel, welches einen kühlenden Effekt für den Quartiersplatz mit sich bringt. Dieser Antrittsplatz stellt den Auftakt des Quartiers da.

Erdgeschoss
Nutzungsverteilung

Das Baugefüge setzt sich aus drei Wohnbautypologien zusammen:

Entlang der Hardstraße entstehen 2 Zeilenbauten, die den Straßenraum fassen. Deren sich gegenüberliegende Kopfenden verspringen gegenläufig und geben einerseits dem Quartiersplatz Halt, und leiten andererseits ins Quartier. Im EG nehmen die gemeinwohlorientierten und öffentlichen Nutzungen auf, die wiederum den Platz bespielen und beleben.
Nach Norden hin, in zweiter Reihe, werden die Volumen nochmals differenziert: Jeweils 3 bzw. im Nordosten 2 Bausteine bilden durch einen Versatz kleine Wohnhöfe, in welchen sowohl die Erschließung als auch die Gemeinschaftsflächen liegen. Das Treppenhaus liegt dabei immer im mittleren Volumen. Diese sehr effiziente Anbindung gliedert geschossweise jeweils 8 Wohnungen verschiedener Größen zu einem gelösten Gebilde, das, wie seine Einzelteile zu sich selbst, zu seinen Nachbarn verspringt und auf unregelmäßige Art verschieden dimensionierte Freiräume generiert. Die vorgelagerten Gemeinschaftsbereiche zur sind Orte zur Stärkung des Sozialgefüges. Gleichzeitig besitzen die Wohnungen außer den Eingangstüren keine Öffnungen zu diesen Bereichen, sodass keine Einschränkung der privaten Bereiche zu erwarten ist. Privatheit und Geselligkeit sind beidermaßen wichtig und finden ihren Raum im Konzept.

Beiden Typologien vorgelagert ist eine umlaufende Verandastruktur, welche verschiedene Funktionen erfüllt. Diese gliedert die Fassade in zwei Ebenen. Die vordere, öffentlichere, bildet ein Rankgerüst aus, durch welches der Freiraum in die Vertikale übertragen wird. Die Bepflanzung und Berankung durch die Bewohner gibt den Häusern den jeweiligen Charakter und ist als Gemeinschaftsprojekt Ausdruck der Identität der Bewohner. Gleichzeitig verhindert sie geschossweise den Brandüberschlag. Die zweite, privatere Fassadenebene bildet private oder gemeinschaftliche Freiräume aus, wobei die Holzlattung der Fassade und der textile Sonnenschutz der Wohnlichkeit Ausdruck verleihen. Die Ecken der umlaufenden Struktur sind abgerundet und bilden als Hybrid aus Architektur und Grünraum einen Übergang.

Den dritten Typus und Übergang zur nördlich ans Verfahrensgebiet angrenzenden Bebauung bilden die kleinteiligeren townhouses: Reihenhäuser, in gegeneinander versetzten Reihen schaffen kleine Anger und differenzierte private Freibereiche. Hier wird Mehrgenerationenwohnen vorgeschlagen, bei dem die Senioren im familiären Umfeld betreut werden. Dies wird durch ein barrierefreies Erdgeschoss ermöglicht, die jüngeren Familienmitglieder wohnen in den darüberliegenden Geschossen. Dies findet Ausdruck in der Silhouette der Kettenhäuser: Die townhouses sind 2-geschossig, das Mehrgenerationenwohnen 3-geschossig.

 

Quartiersplatz

 

 

Nutzung

Stadtplanung, Wohnen, KiTa und betreutes Wohnen
Verfahrensart Wettbewerb
Zeitraum 2022-2023
Ort Gottmadingen
Ausloberin Gemeinde Gottmadingen
Freiraumplanung

freiraumwerkstadt Deißler Göpel Landschaftsarchitekten

Stadtplanung

HANEN ARCHITEKTEN + Humpert & Kösel-Humpert Architekten und Stadtplaner GmbH

Team

J. Goldbach, M. Hanen, T. Nigro

   

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